Als noch nicht schulpflichtiger, und somit auch noch des Lesens nicht mächtiger Kindergartenbesucher wurde ich vor unserem Haus in der Amalienstraße einmal 1. ______________ eines merkwürdigen Dialogs, Marke: “Die spinnen, die Erwachsenen”.
Fräulein Weydner, Haustochter und damals schon weit über 60, versuchte mit Herrn Max Hueber, Buchhändler im sich anbahnenden Ruhestand, ins 2. _____________ zu kommen. Der Dialog verlief etwa so:
Weydner: Herr Hüber, ich wollte Sie fragen …
Hueber: (eher mürrisch) I hoaß Huaba.
Weydner: Jaja, Herr Hüber, was ich Sie fragen wollte …
Hueber: (ins Wort fallend) Huaba!
Weydner: Herr Hüüber
Hueber: (sehr deutlich) Huaber heiße ich …
Weydner: Ja, ja ich weiß, äh Herr Hüber, was ich Sie …
Hueber: (wütend erregt) HUAWAHOASI!!
Fräulein Weydner nicht mehr zu ihrer Frage, da Herr Hueber ihr den 3. ______________ kehrte und ging. Ich als Bub und nicht eingeweihter Zuhörer konnte mir damals keinen rechten Reim aus diesem Dialog machen. Es wusste doch jeder, daß Herr Hueber “Huber” hieß, eben bayrisch ausgesprochen. Und warum Fräulein Weydner “Hüber” sagte, blieb mir ein 4. __________________. So viel ich auch drüber nachdachte, ich konnte dieses Geheimnis nicht entschlüsseln. Warum sagte die Weidnerin (so hieß sie allgemein in der Hausgemeinschaft) nicht einfach Huaba, wie alle anderen auch, wenn sie Herrn Hueber damit einen 5. _______________ tat?
Mit 6 Jahren kam ich als ABC-DEFG-Schütze dem Geheimnis etwas näher, ich lernte lesen und entzifferte 6. ______________ (schon aus Trainingsgründen) alle Buchstaben, die ich schon kannte, und die mir täglich über den Weg liefen. Dazu gehörten auch die 7. _________________ in unserem Haus. Im 1. Stock stand HUEBER. Langsam buchstabiert ergab dies weder Huber, noch Hüber, sondern Hu-eber. Alle, bis auf die Weidnerin sprachen aber dieses “Hueber” eher bayrisch “Huaba” aus, kein Mensch sagte “Hueber”, und nur die Weidnerin sagte “Hüber”. Die Rätselfragen wurden immer größer, im 2. Stock stand doch auf dem Namensschild Weydner, mit Ypsilon, was man doch wie “Ü” aussprach. So hatte ich es in der Schule gelernt. Also musste man ihren Namen doch eigentlich We-üdner aussprechen.
Noch mystischer wurde das Ganze, als ich auf unserem Namensschild im 4. Stock MUELLER entdeckte, gesprochen also “Mu-eller”. Aber wenn “Hueber” wie “Huaba” ausgesprochen wurde, dann müsste man “Mueller” doch wie “Mualla” aussprechen. Aber kein Mensch sagte so, alle Welt sagte “Müller”, auch Fräulein Weydner. Mir selbst wurde 8. ____________, dass ich “Müller” hieß, “Müller” mit “Ü”, aber dann war doch das Namensschild an unserer Haustür falsch.
Erst sehr viel später kam ich drauf, dass unser Namensschild sozusagen vornehm “lateinisch” geschrieben war, und im Lateinischen gab es den 9. ________________ “Ü” nicht, während “Hueber” ein alter Münchner Name war, der vermutlich dadurch entstanden war, dass ein Münchner Stadtschreiber den Namen “Huber” nach eigenem 10. ____________ mit einem vornehm bayrischen Colorit einfärbte, als sein Gegenüber auf die Frage “Name?” mit “Huawahoasi” antwortete …